Zusammensetzung des inneren Zustands
Ein innerer state setzt sich aus unseren Gefühlen, emotionaler Verfassung, körperlichem Zustand aber auch unserem grundsätzlichen Erleben unserer selbst und unserer Umwelt zusammen. Es handelt sich um eine höchst subjektive Einschätzung, nur wir selbst können unseren derzeitigen inneren state adäquat einschätzen.
Auch wenn die Frage “Wie geht es dir?” einem Rundumschlag zu allem gerade Bedeutsamen gleicht (oder eine Floskel bleibt), fragt sie genau genommen nach unserer derzeitigen Verfassung. Die Beschreibung des inneren states könnte also eine treffende Antwort darauf sein. Beispielsweise: “Gerade fühle ich mich erheitert und gut gelaunt, ich schaue entspannt auf die Welt und bin mit mir selbst gut verbunden.”
Skalierung von state
Zur besseren Handhabung wird bei der Verwendung von state von niedrigerem oder höherem state gesprochen – auch hier ist die subjektive Einschätzung maßgeblich. Dafür ist eine Skala zur Selbsteinschätzung hilfreich, die von Hanzi Freinacht entwickelt wurde und eine große Spanne abdeckt (aufsteigend subjektives Wohlbefinden):
- Hölle
- Entsetzlich
- Gequält
- Gepeinigt
- Sehr unwohl
- Unwohl
- Okay
- Zufrieden
- Lebendig
- Glück
- Grenzenlos
- Himmel
- Erleuchtung
(aus Hanzi Freinacht 2017: The Listening Society, Übersetzung durch uns)
Damit wird der Versuch unternommen, die verschiedenen inneren Zustände in eine Sortierung zu bringen, die den menschlichen Erfahrungsraum von absolut schrecklichen Qualen bis zu berauschender Glückseligkeit abdeckt. Normalerweise befinden wir uns zwischen den Zuständen 6-9, alles davor und dahinter ist eher außergewöhnlich, die äußeren Extreme sind Zustände, die die meisten Menschen nie erleben.
Selbstverständlich ist die Skalierung sehr reduzierend und berücksichtigt nicht die einzelnen Ausprägungen der Zustände, die sich immer unterschiedlich aus Gefühlen, Körperempfindungen, emotionaler und seelischer Verfassung zusammensetzen. Im Laufe eines Tages verändert sich der state mehrfach, es handelt sich also immer nur um eine momenthafte Aufnahme und stellt keine langfristige Einstufung dar.
Durchschnittlich höherer state
Grundannahme und Ausgangslage für das Modell ist es, eine Facette von Lebensqualität besprechbar zu machen, indem der innere Zustand als bedeutungsvolle Kategorie des menschlichen Lebens vorgeschlagen wird. Doch wie kann ein recht wechselhafter innerer Zustand hilfreiche Aussagen zur Lebensqualität machen? Obwohl der state ständig in Veränderung ist, gibt es bestimmte Grundtendenzen. Wie hoch ist der Zustand, in dem wir uns am meisten befinden? Wie einfach kommen wir in einen höheren state? Wie lange gelingt es uns, in einem höheren state zu bleiben?
Unser langfristiges Wohlbefinden und damit teil unserer Lebensqualität ist insofern nicht direkt an einen bestimmten Zustand geknüpft, sondern vielmehr daran, wie zugänglich uns höhere states sind. Entscheidend ist also wie und ob wir unseren Durchschnittszustand erhöhen können.
Innerer state in der Arbeit mit Utopien
Eine mögliche Umgangsform damit kann die Methode Upstating sein. Diese fokussiert darauf, regelmäßig zu überprüfen, ob wir gerade dazu beitragen können, besser für unser Wohlergehen zu sorgen und so unseren state zu erhöhen. Durch das momenthafte Erhöhen unseres inneren states, können wir einfacher mit positiven Gesellschaftsvisionen arbeiten.
Neben solchen kurzfristigen Maßnahmen stehen langfristige Verbesserungen. Das beinhaltet das Verbessern äußerer Umstände, die uns strukturell unser Leben einfacher und angenehmer machen, sowie das Verbessern unserer seelischen Verfassung durch Aufarbeitung psychischer Verletzungen, Persönlichkeitsentwicklung und der grundsätzlichen Veränderung unseres Blicks auf die Welt und uns selbst.