Gesellschaft, Organisationen und Individuen
Systemische Perspektiven lehren uns, dass Veränderungen in einem System zu Veränderungen in anderen Systemen führen, da sie vielfach miteinander verwoben sind. Eine Veränderung in einer Firma etwa, schlägt sich auf die Familiensysteme der Mitarbeitenden nieder.
Um dem Ganzen eine handhabbare Form zu geben, können Systeme in drei Ebenen unterteilt werden: die individuelle, die organisationale und die gesellschaftliche Ebene. Das ist selbstverständlich eine Vereinfachung von Komplexität (z. B. sind Familiensysteme, Wohngemeinschaften, Bündnisse und andere darin nicht klar eingeordnet). Es hilft aber, die Multidimensionalität von gesellschaftlichem Wandel greifbar zu machen.
Ebenen in Wechselwirkung
Ein Wandel spielt sich zum Beispiel ab, wenn die Werte von Individuen sich verändern. Diese tragen es wiederum in die Organisationen, in denen sie tätig sind. Auch in größeren, gesellschaftlichen Systemen verhalten sie sich anders. Hier geschieht gesellschaftlicher Wandel über Ebenen hinweg. Genauso verhält es sich andersherum. Etwa führt eine veränderte Gesetzeslage dazu, dass Organisationen beginnen sich anders zu verhalten und Individuen andere Entscheidungen treffen als vorher.
Ebenso verhält es sich, wenn Organisationen beginnen, sich auf neue Weisen zu organisieren. Fangen Unternehmen beispielsweise an, nachhaltiger und global verantwortungsbewusster zu agieren, so beeinflussen sie damit das Verhalten von Konsument:innen, ihren eigenen Mitarbeitenden, anderen Unternehmen und bewegen damit größere (gesellschaftliche) Systeme.
Verantwortung auf allen Ebenen
Aus den Wechselwirkungen der Ebenen zueinander ergeben sich gewisse Verantwortungen für die Akteur:innen innerhalb der Ebenen. Geplante Veränderungen an der einen Stelle werden auch Auswirkungen an anderen Stellen haben. Das zu ignorieren führt zu teilweise katastrophalen Nebenwirkungen. Der Klimawandel ist das wohl eindrücklichste Beispiel von ignorantem Verhalten der Wechselwirkungen verschiedener Systeme. Für Individuen und Organisationen ergibt es isoliert Sinn, einfache und günstige Lösungen für ihren Verbrauch zu wählen. Das lang anhaltende Ignorieren der systemischen Auswirkungen hat jedoch schließlich zu der heutigen Klimakatastrophe geführt. (Und in diesem Fall wirken die Auswirkungen auf das Ökosystem nun wiederum massiv auf die gesellschaftliche Ebene ein.)
Mögliche Nebenwirkungen von Verhalten lassen sich nie gänzlich vorhersagen, doch bringt das heutige systemische Verständnis eine Verantwortung mit sich, sich vorab mit potenziellen Auswirkungen über alle Ebenen hinweg zu beschäftigen.
Wandel gezielt gestalten
Gleichzeitig lässt sich gesellschaftlicher Wandel auch proaktiv über mehrere Ebenen hinweg planen und dadurch effektiver gestalten. Wenn Menschen sich auch mit ihren Werten, Bedürfnissen und ihrem Innersten befassen, ist die Veränderung im Außen viel einfacher. Das Gleiche gilt für Organisationen – wenn diese sich mit ihren Werten und Herangehensweisen beschäftigen, können sie auch im Äußeren mehr bewirken.
Eine NGO setzt sich beispielsweise für eine friedliche Gesellschaft ein. Dann sollte sie nach diesem Verständnis gleichzeitig sicherstellen, dass sie selbst eine friedvolle Kultur und Strukturen hat und die Menschen, die darin arbeiten, sich mit Frieden auf der persönlichen Ebene auseinandersetzen. Was das jeweils im Einzelnen bedeutet, ist Aufgabe der der Organisation für sich herauszufinden. Entscheidende Hinweise finden sich dazu bei der Ebenenharmonie.