Kommunale Mitbestimmung
Düsseldorf
Kapitel 7
Seite 68
Realutopien, Links und Quellen
- Die Klimakrise erfordert tiefgreifende Veränderungen auf allen Ebenen. Die Frage, wie die Legitimation der damit einhergehenden Maßnahmen gelingt, ist daher von besonderer Bedeutung. Bürgerräte sind ein Format, das Zuhören und Debattieren jenseits der Parteifronten ermöglicht und so zu besseren Lösungen führen kann, die von vielen getragen werden. Konkret sind Bürgerräte Los-basierte Bürgerversammlungen, in denen Bürger:innen mit wissenschaftlicher Begleitung politische Fragestellungen diskutieren und Empfehlungen für den Bundestag erarbeiten. Sie zeigen, welche Maßnahmen gut informierte Bürger:innen bereit sind mitzutragen, auch wenn sie Einschnitte im Alltag bedeuten können. Der erste Klima-Bürgerrat in Deutschland fand 2020/21 statt.
- Der Verein Mehr Demokratie e. V., gegründet 1988, ist eine Nichtregierungs-Organisation für direkte Demokratie und Bürgerbeteiligung. Sie organisiert Kampagnen, Volksbegehren und die ersten lokalen und nationalen Bürgerräte in Deutschland. Sie setzt sich aktiv dafür ein, dass Menschen die Demokratie mitgestalten können.
- Befürworter:innen der liquid democracy (Fluide Demokratie) argumentieren für eine Mischform zwischen repräsentativer und direkter Demokratie. Ziel ist es, möglichst viele Menschen am politischen Prozess teilhaben zu lassen und somit die Politikverdrossenheit zu mindern.
- Barcelona ist Vorzeigemodell für die Entwicklung von lebenswerten Stadtquartieren, in denen der Autoverkehr zurückgedrängt und Raum für Mensch und nachhaltige Mobilität geschaffen wird. Innerhalb der sogenannten „Superblocks“ gibt es zahlreiche Grünflächen und Radwege, sowie Raum für Begegnung zwischen Menschen, sodass die Lebensqualität im Quartier erhöht wird.
- Innovative Moderationstechniken, wie Art of Hosting, sind Grundlagen für erfolgreichen ko-kreativen Austausch. Ein Format ist die Open Space Technology, die es Menschen ermöglicht, sich mit ihren Gedanken und Ideen zu einem Thema einzubringen. Durch die freie Themensammlung entsteht ein selbst entwickeltes Themenangebot und die Teilnehmenden können sich zu den Themen austauschen, die sie wirklich bewegen.
- Ein weiteres Gesprächsformat, das dazu dient, alle Perspektiven mit einzubeziehen, nennt sich „Deep Democracy“. Darin können höchst unterschiedliche Perspektiven auf ein polarisierendes Thema zusammengebracht werden. Teilnehmende bekommen Raum, Spannungen und Gefühle auszudrücken, bis sie sich ausreichend gesehen, gespürt und gewürdigt fühlen. Dieser tiefe Austausch ermöglicht es, Spaltungen zu heilen und zersplitterte Sichtweisen zu einem Gesamtbild zusammenzufügen.
- In Wien werden ehemalige Parkflächen in der Stadt zu „Grätzloasen“. Durch diese individuell gestalteten Sitzgelegenheiten, Spielflächen für Kinder und Grünflächen werden Stadtbewohner:innen zum Verweilen und Gestalten eingeladen.
- Das Urban-Gardening-Netzwerk wächst! In zahlreichen Städten gibt es Initiativen, die Gemeinschaftsgärten betreiben, in denen gemeinsam experimentiert, gepflanzt, gelernt und gelacht werden kann. Sie sind Experimentierräume für das gute Leben in der Stadt.
Buch- und Filmtipps
- Die große Kokreation. Eine Werkstatt für alle, die nicht mehr untergehen wollen – ein Standardwerk für transformative Kokreation in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft von Jascha Rohr